„Merket auf, alle, die in dieser Zeit leben“ (Psalm 49, 2)

Symphonische Kantate für Sopran, Chöre, Großes Orchester und Kirchenglocken

2014-2017

 

 

1. Sola Fide

 

Paulusbrief an die Römer 3,28

3, 28 λογιζόμεθα γὰρ δικαιοῦσθαι πίστει ἄνθρωπον χωρὶς ἔργων νόμου.

 

Transliteration von Pfarrer Dr. Michael Lichtenstein:

Logizómeta gàr | dikaiu~stai | pístei | ántropon | chorìs-érgon nómmu.

 

3, 28

So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den

Glauben. (Lutherbibel, 2017)

 

 

2. Nun freut euch, lieben Christen g`mein

Text und Melodie: Martin Luther, 1523

 

1.

Nun freut euch, lieben Christen g’mein,

und lasst uns fröhlich springen,

dass wir getrost und all in ein

mit Lust und Liebe singen,

was Gott an uns gewendet hat

und seine süße Wundertat;

gar teu’r hat er’s erworben.

 

7.

Er sprach zu mir: „Halt dich an mich,

es soll dir jetzt gelingen;

ich geb mich selber ganz für dich,

da will ich für dich ringen;

denn ich bin dein und du bist mein,

und wo ich bleib, da sollst du sein,

uns soll der Feind nicht scheiden.

 

 

3. Magnificat

(nach Lukas 1, 46-55)

Übersetzung von Martin Luther (Lutherbibel, 1912)

 

1. Magnificat anima mea Dominum,

1. Meine Seele erhebt den Herrn,

 

2. et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.

2. und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilands.

 

3. Quia respexit humilitatem ancillae suae. Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes.

3. Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.

 

6. Fecit potentiam in brachio suo, dispersit superbos mente cordis sui.

6. Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

 

7. Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles.

7. Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen.

 

8. Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes.

8. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer.

 

11. „Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto

11. „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

 

12. Sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum, Amen.“

12. wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

 

 

4. Es ist das Heil uns kommen her

Text: Paul Speratus, 1523, Melodie: Mainz um 1390, Nürnberg 1523/24

 

1.

Es ist das Heil uns kommen her von Gnad und lauter Güte;

die Werk, die helfen nimmer mehr, sie können nicht behüten.

Der Glaub sieht Jesus Christus an, der hat für uns genug getan, er ist der Mittler worden.

 

2.

Was Gott im G´setz geboten hat, da man es nicht konnt halten,

erhob sich Zorn und große Not vor Gott so mannigfalten;

vom Fleisch wollt nicht heraus der Geist, vom G´setz erfordert allermeist;

es war mit uns verloren.

 

6.

Es ist gerecht vor Gott allein, der diesen Glauben fasset;

der Glaub gibt einen hellen Schein, wenn er die Werk nicht lasset;

mit Gott der Glaub ist wohl daran, dem Nächsten wird die Lieb Guts tun,

bist du aus Gott geboren.

 

 

5. Tehillim (Psalmen)

Transliteration des hebräischen Originaltextes von Pfarrer Dr. Michael Lichtenstein

 

42, 2

Kö-a-jahl ta-a-rog al- a-fi-qé -ma-jim |

kén naff-schi ta-a-rog eh-lä-cha Äh-lo-him |

 

42, 3

Za-mö-ah naff-schi léh-lo-him lö-el chai |

Mah-tai ah-woh | wö-eh-rah-äh pö-neh Äh-lo-him

 

42, 10

Oh-mö-rah lö-el sal-ih | lah-mah schö-chach-tah-ni |

lm-ma qo-der eh-lech | bö-la-chazz oh-jév

 

43, 3

Schö-lach oh-rö-cha wa-a-mi-tö-chah |

hem-mah jan-chu-ni jö-wi-uh-ni |

äl-har-kodd-schö-chah | wö-äl-misch-kö-no-tä-chah

 

43, 4

Wö-ah-wo-ah äl-miß*-bach ä-lo-him |

äl-él sim-chatt gi-li |

wö-oh-dö-chah bö-chinn-nor | äh-lo-him ä-lo-hai.

 

44,15

Tö-sih-meh-nu mah-schál bà-go-jim |

mö-nóhd-rósch bal-ú-mim

 

44, 27

Ku-mah äß-ra-tah- la-nu |

u-fö-de-nu lö-mà-ànn chàss-däh-chah.

 

45, 7

Kiss-a-chah äh-lo-him oh-lahm wa-ähd |

sche-bät mih-schor sche-bät mal-chu-tä-chah.

 

46, 2

Ä-lo-him lah-nu ma-ch-säh wa-ohß |

Ä-ßö-rah bö-zah-roht nim-zah mö-ohd.

 

46, 5

Na-har |

Pö-la-gav jö-sam-mö-chu ihr-ä-lo-him |

qö-dosch misch-kö-né Äl-jon.

 

46, 6

Ä-lo-him bö-qir-bach | ball-ti-mot. |

Ja-ßö-rä-ha ä-lo-him lif-not bo-kär.

 

47, 7

ßamm-mö-ru ä-lo-him ßamm-me-ru |

ßamm-mö-ru lö-mal-ke-nu ßamm-me-ru.

 

47, 8

Ki mä-läch koll-ha-a-räz ä-lo-him |

ßamm-mö-ru mas-kil.

 

47, 9

Ma-lach ä-lo-him al-go-jim |

ä-lo-him ja-schav al-kis-seh qodd-schoh.

 

48, 10

Dim-mih-nu ä-lo-him chas-dä-chah | bö-qä-räv heh-cha-lä-chah.

 

48, 13

Sob-bu zih-jon wö-ha-qih-fu-ha. | Siff-ru mig-da-lä-ha.

 

48, 14

chi-tu lib-bö-chäm lö-che-lah. Pas-sö-gu ar-mö-noh-tä-ha | lö-ma-ann tö-sap-pö-ru lö-dor a-cha-ron.

 

48, 15

Ki ßäh ä-lo-him ä-lo-he-nu oh-lam wa-äd | hu jö-na-ha-ge-nu | al-mut.

 

49, 2

Schim-u ßot koll-ha-a-mim |

ha-a-ßih-nu koll-jo-schö-ve cha-läd.

 

49, 16

Ach-ä-lo-him jif-däh naff-schi mi-jad-schö-ohl |

ki jiq-qa-che-ni. |

Sä-lah.

 

 

Übersetzung von Martin Luther, (Lutherbibel 1984)

 

Psalm 42: 2, 3, 10

(Klagelied eines Einzelnen. Sehnsucht nach dem lebendigen Gott)

2

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.

3

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen,

daß ich Gottes Angesicht schaue?

10

Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich so traurig

gehen, wenn mein Feind mich dränget?

 

Psalm 43: 3, 4

(Klage eines Einzelnen)

3

Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten (und) bringen zu deinem heiligen

Berg und zu deiner Wohnung,

4

daß ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude (und) Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

 

Psalm 44: 15, 27

(Klagelied des Volkes)

15

Du machst uns zum Sprichwort unter den Heiden, lässt die Völker das Haupt über uns s

schütteln.

27

Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!

 

Psalm 45: 7

(Ein Königspsalm. Erste Antwort: Hoffnung durch den irdischen König)

7

Gott, dein Thron bleibt immer und ewig; das Zepter deines Reichs ist ein gerechtes Zepter.

 

Psalm 46: 2, 5, 6

(Zweite Antwort: Hoffnung durch den Gott vom Zion. In der Gottesstadt)

2

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

5

Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des

Höchsten sind.

6

Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen.

 

Psalm 47: 7, 8, 9

(Hymnus. Zweite Antwort: Hoffnung durch den Gott vom Zion. Im Fest erfahrbar: Gott fährt in den himmlischen Bereich)

7

Lobsinget, lobsinget Gott, lobsinget, lobsinget unserm Könige!

8

Denn Gott ist König über die ganze Erde; lobsinget ihm mit Psalmen!

9

Gott ist König über die Völker, Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.

 

Psalm 48: 10, 13, 14, 15

(Zionslied. Zweite Antwort: Hoffnung auf den Gott vom Zion. In der Gottesstadt erfahrbar.

Auftrag an die nächste Generation, den Gott zu verkünden)

10

Gott, wir gedenken deiner Güte in deinem Tempel.

13

Ziehet um Zion herum und umschreitet es, zählt seine Türme;

14

habt gut acht auf seine Mauern, durchwandert seine Paläste, daß ihr den Nachkommen davon erzählt:

15

Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist's, der uns führet.

 

Psalm 49: 2, 16

(Danklied. Hoffnung über den Tod hinaus)

2

Höret zu, alle Völker; merket auf, alle, die in dieser Zeit leben,

16

Aber Gott wird mich erlösen aus des Todes Gewalt; denn er nimmt mich auf.

Sela.

 

 

6. Vater unser im Himmelreich

Text und Melodie: Martin Luther, nach Matthäus 6,9-13)

 

1.

Vater unser im Himmelreich, der du uns alle heißest gleich

Brüder sein und dich rufen an und willst das Beten von uns han:

gibt, daß nicht bet allein der Mund, hilf, daß es geh von Herzensgrund.

 

5.

Gib uns heut unser täglich Brot und was man b`darf zur Leibesnot,

behüt uns, Herr, vor Unfried, Streit, vor Seuchen und vor teurer Zeit,

daß wir in gutem Frieden stehn, der Sorg und Geizens müßig gehn.

 

9.

Amen, das ist: es werde wahr. Stärk unsern Glauben immerdar,

auf daß wir ja nicht zweifeln dran, was wir hiermit gebeten han

auf dein Wort in dem Namen dein, so sprechen wir das Amen fein.

 

 

7. Veni Creator Spiritus

Text: Hrabanus Maurus

Übersetzung: Martin Luther, 1524

 

1. Veni, Creator Spiritus,

mentes tuorum visita,

imple superna gratia,

quae tu creasti pectora.

1. Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist,

besuch das Herz der Menschen dein,

mit Gnaden sie füll, denn du weißt,

daß sie dein Geschöpfe sein.

 

4. Accende lumen sensibus,

infunde amorem cordibus,

infirma nostri corporis

virtute firmans perpeti.

4. = 3. Zünd uns ein Licht an im Verstand,

gib uns ins Herz der Lieb Inbrunst,

das schwach Fleisch in uns, dir bekannt,

erhalt fest dein Kraft und Gunst

 

3. Tu septiformis munere,

dextrae Dei tu digitus,

Tu rite promissum Patris

sermone ditans guttura.

3. = 4. Du bist mit Gaben siebenfalt

der Finger an Gotts rechter Hand;

des Vaters Wort gibst du gar bald

mit Zungen in alle Land.

 

Veni Sancte Spiritus

Der Text der Sequenz wird Stephen Langton (um 1150 bis 1228) zugeschrieben.

Übersetzung: Heinrich Bone (1847)

 

1.

Veni, Sancte Spiritus, et emitte caelitus lucis tuae radium.

Komm, o Geist der Heiligkeit! Aus des Himmels Herrlichkeit. Sende deines Lichtes Strahl!

 

4.

In labore requies, in aestu temperies, in fletu solatium.

In Ermüdung schenke Ruh’, in der Glut hauch Kühlung zu, tröste den, der trostlos weint.

 

5.

O lux beatissima, reple cordis intima tuorum fidelium.

O du Licht der Seligkeit, mach dir unser Herz bereit, dring in unsre Seelen ein!

 

10.

Da virtutis meritum, da salutis exitum, da perenne gaudium.

Spende uns der Tugend Lohn, lass uns stehn an deinem Thron, uns erfreun im Himmelssaal.

 

 

 

Beiseit

Gedicht: Robert Walser

für Mezzosopran, Flöte, Oboe, Klarinette/Bassklarinette, Fagott, Streichquartett, Klavier

1994, Neufassung 2013

 

Ich mache meinen Gang;

der führt ein Stückchen weit

und heim; dann ohne Klang

und Wort bin ich beiseit.